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uf unserem Weg durchs Mittelalter haben wir 22 Siedlungen in unserer historischen Landschaft um Spolebach, Fischbach, Ems Stellbach und Sombach kennengelern; ungewöhnlich viele für eine solch kleine Region. Doch Klimaverschlechterung, Seuchen, Preisverfall bei Agrarprodukten, Fehden, das Ende der Grundherrschaft und die Anziehungskraft der Städte führten zur spätmittelalterlichen Wüstungsperiode. „Stadtluft macht frei“, so hieß es, und die jungen Städte wie Niedenstein, Wolfhagen, Naumburg und Fritzlar lockten die Landbevölkerung an. Aber Bewohner verließen auch ihr Dorf, weil sie sich im Nachbarort ein besseres Leben versprachen. So zogen die Bauern aus Berningshausen nach Lohne und Riede, als ihr Dorf zerstört worden war. Die Mutslarer zog es aus dem Tal der Ems auf die Höhe nach Sand. Wahrscheinlich gab es wirtschaftliche Schwierigkeiten, weshalb die Holzkirchener nach Balhorn gingen.
Anfang des 16. Jh. waren nur noch die Orte Balhorn, Riede und Sand sowie das Kloster Merxhausen übriggeblieben. Die Beamten Landgraf Wilhelm IV. zählten 1585 gerademal 184 Haushalte in den drei Dörfern, im Hospital Merxhausen gab es keine. Die meisten Menschen führten ein bescheidenes, ja ärmliches Leben als Bauern, Handwerker oder Tagelöhner. Krankheit und Missernten gefährdeten ihr Dasein. Sie litten unter den Kriegsereignissen des 17. und 18. Jh. Zerstörte Häuser, niedergebrannte Felder und gestohlenes Vieh brachte sie um ihre Existenz und oftmals zum Hungertod.
Besonders der 30jährigen Krieg (1618 – 1648) sorgte für existentielle Not und großes Leid. Der kaiserliche Feldherr Tilly durchzog mit seinen Truppen dreimal das Wolfhager Land. Er suchte dabei Sand und das Kloster Merxhausen heim und zerstörte die Burg Falkenstein. Auch die Truppen der protestantischen Union verschonten unsere Region nicht und verwüsteten Balhorn. 1923 entdeckte der Zimmermann Julius Gillich beim Roden eines Hanges am damaligen nördlichen Ortsrand von Sand einen Schatz. Die 175 Münzen sind sicherlich in den Wirren des 30jährigen Krieges hier vergraben worden, denn die Schlussmünze stammt von 1622. Der Besitzer kam nicht mehr dazu, sie später wieder zu bergen.
Im 7jährigen Krieg (1756 – 1763) zogen Heere plündernd durch das unser Land. Die bodenständige Bevölkerung verstand es aber, die Friedenszeiten zum Wiederaufbau zu nutzen. 1834 zählen die Orte Balhorn, Merxhausen, Riede und Sand 2.400 Einwohner. Heute sind es rund 6.050.
Ab 1904 verband die Kassel-Naumburger Kleinbahn Balhorn und Sand mit der Stadt Kassel. Für Handwerk, Handel und Arbeiter eröffneten sich neue Möglichkeiten.
Zwei große Kriege forderten im 20. Jh. ihren Blutzoll auch bei den Menschen unserer Region. Ehrenmahle und Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt es, Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten aufzunehmen und zu integrieren. Sie halfen beim Wiederaufbau unserer Dörfer und der Wirtschaft.
Wir haben mit Riesenschritten 500 Jahre nachmittelalterlicher Geschichte unserer Kleinlandschaft durcheilt. Damit schließt sich der Kreis, denn am Ende steht unsere heutige Gemeinde Bad Emstal.