Permakultur 8


Als Menschen werden wir zum analytischen Denken ausgebildet. Um etwas zu verstehen, zerlegen wir es (gedanklich) in kleine Einheiten, die wir leichter erfassen und analysieren können.

Bei dieser Vorgehensweise geht aber manchmal der Blick auf etwas Essenzielles verloren: Die Verbindungen der Einzelteile. Vor allem bei natürlichen Systemen sind diese aber mindestens genauso wichtig wie die Teile selbst. Ohne regulierende Beziehungen könnten Ökosysteme nicht funktionieren oder existieren.

Oft planen wir einen Garten nach unserem Geschmack, ohne diese Beziehungen zu beachten. Unter Umständen generieren wir damit aber ungünstige Verbindungen, die in der Natur so nicht existieren könnten und nur mit immensem Aufwand aufrechterhalten werden können.

Hier können wir uns viel in natürlichen Ökosystemen abschauen: Sie bestehen aus vielfältigen Lebewesen, die tatsächlich nur selten in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Häufig gibt es ein Ausweichen auf andere Nischen, Symbiosen, neutrale Beziehungen, und auch Räuber-Beute-Beziehungen oder Parasiten. Letztere klingen oft erstmal negativ, müssen es aber nicht sein.

Beispielsweise ist eine Schlupfwespe, die ihre Eier in Kohlweißlingsraupen legt, zwar ein Parasit, kann jedoch in unserem Garten sehr nützlich sein. Auch Pilze, die Holz zersetzen, kann man als Parasiten sehen, diese sind jedoch in meinem Garten in Stammstücke geimpft herzlich willkommen, denn sie produzieren leckere Pilze und zersetzen auch sonst schwierig zu entfernende Wurzeln.

Was bedeutet das nun konkret?

Bevor ich einen Teilbereich meines Gartens anlege, schaue ich, wie die Elemente in einem vergleichbaren natürlichen Ökosystem angeordnet sind. Zum Beispiel: Ich möchte mehrere Bäumchen pflanzen. Schaue ich mir das natürliche Ökosystem Mischwald an, erkenne ich schnell: Hier stehen z.B. Flachwurzler und Tiefwurzler durcheinander, weil sie sich so weniger Konkurrenz machen. Wenn also nicht genug Platz für einen ganzen Wald ist, dann Pflanze ich vielleicht nur einen Apfel (Flachwurzler), und nicht die Kirsche (ebenfalls Flachwurzler), und stattdessen wende ich etwas an, was ich mir ebenfalls in der Natur abschauen kann: Anstelle der Kirsche pflanze ich einen tiefwurzelnden Nadelbaum, im sauren Boden darunter dann Heidelbeeren. So ist mein Bedürfnis nach leckeren Beeren auch erfüllt, und alle Pflanzen gedeihen besser als im Falle einer direkten Konkurrenz.