Wem gehört die Vielfalt?


So werden unsere Nahrungspflanzen aber schon lange nicht mehr angebaut. Weil wir auf hohe Erträge aus sind und die Bedingungen für die Pflanzen genauer steuern, wird auf Hybridsorten gesetzt. Die meisten unter uns kaufen Hybridsorten, oft ohne es zu wissen!

Hybridsorten funktionieren so: Es werden zwei ‘Elternsorten’ gezüchtet, die jeweils eine positive Eigenschaft haben, so hat z.B. eine Sorte große Früchte, und die andere Sorte einen guten Geschmack. Die Nachkommen dieser Eltern haben dann im besten Fall beide Eigenschaften – das ist das Saatgut, was wir kaufen. Wenn man die Nachkommen dieser Pflanzen allerdings aussät, spalten sie sich wieder in die Elternsorten auf. So müssen wir jedes Jahr wieder neue Samen kaufen und sind von den großen Herstellern abhängig.

Das zweite Problem mit Hybriden ist, dass sie für optimale Bedingungen gezüchtet sind: Hybrid-Tomaten z.B. haben süße Früchte und besonders hohe Erträge, aber nur wenn man sie an einer Stange hochleitet, im Gewächshaus vor Regen schützt, und regelmäßig ausgeizt. Ich frage mich da – was ist das denn für eine Pflanze, die keinen Regen abbekommen darf?! Wenn die Bedingungen nicht stimmen, überleben die Pflanzen kaum (wie sicherlich einige von euch dieses Jahr mit Tomaten erleben durften). Aber es geht auch anders: Es gibt samenfeste Sorten, alte Bauernsorten oder Wildformen. Diese haben unter optimalen Bedingungen einen etwas geringeren Ertrag als die Hybride, aber sie haben unter jeden Bedingungen überhaupt einen Ertrag, sind robust und vielfältig, und man kann selbst die schönsten auslesen und weiter vermehren. Ich hatte selbst in diesem nassen Jahr Tomaten aus dem Freiland (ohne aufleiten und ausgeizen und gießen)!

Eine ‘Zentrale’ für alte, samenfeste Sorten, heimische Wildpflanzen, und an unser Klima angepasstes Saatgut ist ganz in der Nähe: Der Dreschflegel e.V. in Witzenhausen (dreschflegel-shop.de). Wer sich dort anmeldet, bekommt im nächsten Frühjahr einen Katalog mit allen samenfesten und robusten Sorten zugeschickt, und kann dort so einiges entdecken.

Und noch ein Hinweis: Manchmal werden alte Sorten fälschlicherweise von Rechten als ‘deutsche’ Sorten verstanden. Der Dreschflegel e.V. spendet daher einen Teil von jeder Bestellung an Projekte zur Unterstützung von Geflüchteten Menschen – weil Vielfalt nicht nur im Gartenbeet wichtig ist!

Autorin Katharina Knatz